3D-Bogensportler:innen zur EBHC 2024 – ein Reisebericht von Ulrike Goertz

1600 Sportler:innen folgen dem Ruf der IFAA zur Europameisterschaft 2024 in Kärnten

Samstag, 22. Juni 2024 | Anreise

Endlich ist es soweit. Um 14 Uhr – nach einer 12-stündigen Autofahrt – soll eigentlich nur noch schnell die Bogenkontrolle sein und dann ab ins Hotel. Doch daraus wird erst einmal nichts, denn bekannte Gesichter warten bereits darauf, begrüßt zu werden.

Ich befinde mich in Bad Kleinkirchheim in Kärnten (Österreich) am Fuße der Kaiserburgbahn. Hier ist der Dreh- und Angelpunkt des European Bowhunter Championship 2024 (EBHC). Veranstalter ist die International Fieldarchery Association (IFAA). Es gibt ein großes Event-Zelt und unmittelbar daneben der über 10-60 Yards (9-54 Meter) ausgepflockte und üppig mit Targets aller Tiergruppen bestückte Einschießplatz.

Endlich im Hotel angekommen, heißt es auspacken und ab unter die wohlverdiente Dusche. Dann noch etwas Essen gehen und den Tag frühzeitig ausklingen lassen. Kräfte sammeln für die Anstrengungen der nächsten Tage.

Sonntag, 23. Juni 2024 | Das Event startet

Der Tag startet ganz gemütlich. Erst einmal die Score-Karten für 4 Schießtage (2 × 3-Pfeil Runde, 1x Doppelhunter, 1x Hunter) ausfüllen. Dann den Rucksack vorbereiten, den Bogen aufbauen und ab zum Einschießplatz, noch ein paar Pfeile fliegen lassen. Die Zeit bis zum Start des Turniers um 18 Uhr mit dem „March of  Nations“ nutze ich für die Erkundung der schönen Umgebung.

Nach dem Einzug der Nationen ins Event-Zelt begrüßen Wolfgang Halvax (Präsident des Kärntener Bogensportverbandes) und die Vertreter:innen der lokalen Politik die rund 1600 Sportler:innen und deren Familien bzw. Anhang. Untermalt vom Kinder- und Erwachsenen-Chor und natürlich mit tosendem Applaus wird die EBHC schließlich in Hochstimmung für eröffnet erklärt.

Danke an die IFAA für die Freigabe der EBHC 2024 Event-Fotos.

Montag, 24. Juni 2024 | Ruhetag

Durch die Vielzahl an Teilnehmern habe ich erst einmal einen Ruhetag. Mein Plan für heute: mit der Seilbahn fahren, um auf dem Wöllaner Nock (2.145 m.ü.A.) zu wandern. Leider ist der Fernblick nicht ganz so gut, da Nebelschwaden aufziehen.

Auf der Talfahrt bekomme ich schon einmal einen Überblick über einen Teil des Geländes und kann sogar einigen Gruppen beim Wettkampf zusehen.

Dienstag, 25. Juni 2024 | 1. Turniertag

Endlich, mein erster Turniertag! In der Bogenklasse VF-BBR (Veteran, Female, Barebow Recurve) steht von den 4 Schießvarianten die erste von insgesamt zwei UAR (Unmarked Animal Round) an – also die 3-Pfeil-Runde.

Der „Parcours Ottinger“ ist zuerst an der Reihe. Bis zum Start-Pflock haben wir einen gewaltigen Marsch zu leisten. Aber die Anstrengung lohnt sich: Ein toll gestellter Waldparcours erwartet uns mit wirklich schönen Szenen. Abwechslungsreich geht es bergauf und bergab.

Der erste Tag ist eigentlich fast geschafft. Doch ein ärztlicher Notfall zwingt uns zu einer Unterbrechung von eineinhalb Stunden. Eine Schützin wird von Erdwespen gestochen und muss mit einem Windeneinsatz ins nächste Krankenhaus geflogen werden. Dann hieß es wieder konzentrieren und die letzten Ziele noch abarbeiten.

Mittwoch, 26. Juni 2024 | 2. Turniertag

Eine gute Nachricht am Morgen: die Mitschützin, die tags zuvor die gesundheitlichen Probleme hatte, ist wohl auf und wieder mit dabei. Für mich steht heute die zweite UAR auf dem Programm – dieses Mal auf dem grünen Parcours „Sportplatz Ost“. Ich bin nun in einer neuen Gruppe, die nach dem Ranking vom Vortag sortiert ist.

Es ist ein „gemütlicher” Parcours durch weite Wiesen. Das bedeutet aber nicht, dass er leicht ist und ich mich entspannen kann. Der Wettergott hat sich zudem für heute vorgenommen, uns zu ärgern. Nach 5 geschossenen Zielen öffnen sich die Schleusen und wir können uns gar nicht schnell genug die Regenkleidung anziehen. Alles ist nass und klamm. Die nächsten drei Stunden geht es durchnässt und regnerisch weiter. Ich versuche konzentriert zu bleiben und das Wetter zu ignorieren. Entgegen der heiß diskutierten Wetterprognose hört es dann doch wieder auf zu schütten. Der unverhoffte Wetterumschwung bringt die gute Laune wieder zurück und wir beenden den Tag geschafft aber glücklich.

Donnerstag, 27. Juni 2024 | 3. Turniertag

Der Wettkampf beginnt bereits um 7:45 Uhr auf einer weiten Wiese mit gut böigem Wind. Bei weiten Schüssen auf schmale Ziele kann das zum echten Problem werden. Dann verschiebt sich das Trefferbild um entscheidende Zentimeter.

Im Anschluss geht es wieder an den waldigen Hang mit tollem Fernblick und landschaftlich wunderschön positionierten Tieren. Eigentlich läuft alles gut, doch plötzlich heißt es unerwartet Pause. Wir sind auf unsere Vorgruppe aufgelaufen. Tatsächlich sind es sogar noch fünf Gruppen, die warten müssen. Es gibt Verzögerungen an zwei extremen Schüssen bergauf: Bei der nächsten Aufgabe müssen nämlich zwei Pfeile von zwei verschiedenen Pflöcken pro Ziel geschossen werden.

Erst nach einer Stunde geht es dann endlich für mich und meine Gruppe weiter an den Abschuss-Pflock. Das Wetter spielt heute übrigens wunderbar mit aber für morgen ist extreme Hitze angesagt. Ich versuche, gelassen zu bleiben und beende den Tag mit einem guten Gefühl.

Freitag, 28. Juni 2024 | 4. Turniertag

Am letzten Wettkampftag werden wir mit dem Bus zum Parcours „Maibrunnbahn“ gefahren. Es steht die Hunter-Runde auf dem Programm: 28 x 1 Pfeil mit den Wertungen für Innen-, Außenkill und Körper (20/16/10).

Wir erhalten eine zügige Einweisung durch den Range Marschall und nochmal den deutlichen Hinweis, dass ein Zeitlimit an diesem Parcours eingeführt wird. Die Scorekarte muss bis spätestens 17 Uhr beim Range-Marschall abgegeben werden, sonst ist sie nicht gültig. Das ist den Verzögerungen vom Vortag geschuldet. Eigentlich eine gute Idee! Im besten Fall werden sich alle ein wenig zügiger durch die Stationen bewegen und es kommt nicht wieder zum Rückstau.

Der Parcours ist wieder anspruchsvoll gestellt – mit viel Weg durch den Wald. Das Schießen in der Gruppe läuft sehr durchwachsen bei allen; einige exzellente Schüsse wechseln sich mit schmerzhaften Vorbeischüssen ab. Es wird zu einem Spiel der Nerven. Ich gehöre zu den drei Bestplatzierten und wir liegen mit unseren Punkten immer noch sehr eng beieinander. Man kann die Anspannung spüren. Jede kann noch Erste werden.

Meine Nerven lassen mich aber nicht im Stich und ich kann sehr gute Schüsse platzieren. Schließlich ist es vollbracht und die Platzierungen stehen fest. Ich habe es geschafft! Ein toller Moment voller Erleichterung, Glück und Stolz umarmt mich. Die ersten Gratulanten lassen auch nicht lange auf sich warten und beglückwünschen mich.

Samstag, 29. Juni 2024 | Siegerehrung

Der Tag beginnt mit einem köstlichen Frühstück. Voller Ruhe und Vorfreude mache ich mich im Anschluss auf den sehr leichten Weg zum Event-Zelt. Der Abschluss des Events geht zügig von statten. Die Medaillen werden kurz und knapp überreicht und nach der Rede des Vizepräsidenten der IFAA wird die EBHC 2024 auch schon für beendet erklärt.

Der ein oder andere Plausch wird natürlich noch gehalten. Gehen will eigentlich noch keiner. Vor dem Abschied blicken alle noch einmal auf die spannende Zeit zurück, die hinter uns liegt. Einige fahren schließlich direkt nach Hause – der eine oder andere wird noch einen sehr weiten Weg vor sich haben. Ich entschließe mich aber, vor der Abreise, noch einmal mit der Gondel auf die Nockberge zu fahren, einen sehr schönen Panoramarundweg zu wandern um die Natur zu genießen. Ganz in Ruhe und nur für mich.